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By
Jessica
Gesundheit, Wohlbefinden und Selfcare – Themen, zu denen heute wohl jede:r etwas beizutragen hat. Während über Ernährung, Fitness oder Hautpflege ausführlich diskutiert wird, findet die tägliche Körperpflege meist versteckt hinter der Badezimmertür statt. Der Unterschied? Körperpflege ist im Vergleich zur Ernährung ein intimes Thema. Doch auch hier wird einer der entscheidenden Grundsteine für die gesunde Entwicklung von Kindern gesetzt. Wir wollten wissen, was genau die alltägliche Körperpflege für Eltern und Kinder aus der Generation Alpha bedeutet. Wie genau ihre Abläufe im Familienbad aussehen und welche Produkte sich im Spiegelschrank aneinanderreihen.
Körperpflege ist Übungssache
Gesunde Routinen kommen nicht von selbst, sie wollen gelernt und verstanden werden. Die Eltern der Alphas bringen ihren Kindern die Abläufe im Badezimmer durch gemeinsames Üben oder aktives Vorleben bei. Bei den Kleinsten werden Bücher oder Kinderlieder zur Hilfe genommen, um Pflegemaßnahmen spielerisch zu vermitteln. Es ist kein Geheimnis: Eltern widmen der Körperpflege ihrer Kinder heute große Aufmerksamkeit und prägen sie damit fürs spätere Leben. Nahezu kein Elternteil verlässt sich darauf, dass ein Kind von selbst lernt wie eine gute Pflege-Routine aussieht.
Die Alphas sind früh selbstständig. Nicht überraschend, denn Selbstständigkeit wird in dem heute bevorzugten demokratischen Erziehungsstil großgeschrieben. Selbstbestimmtheit ist erwünscht, Austausch wird gefördert und Kinder haben ein hohes Mitspracherecht. Quelle Insbesondere beim Händewaschen, Gesicht waschen und Zähneputzen zeigen die Alphas diese Eigenständigkeit: Acht von zehn Eltern geben an, dass ihre Kinder bereits unter sechs Jahren selbst Zähne putzen. Etwas später beginnt die Eigenständigkeit (über 7 Jahre), wenn es um das Haarewaschen, Duschen oder Eincremen geht.
Kindgerechte Rahmenbedingungen im Badezimmer
Eltern der Generation Alpha sind nicht daran interessiert, ihre Kinder zu Körperpflege zu zwingen. Um ihnen diese nachhaltig näherzubringen, versuchen sie, dafür zu begeistern – oder diese zumindest so einfach wie möglich zu gestalten. Entsprechend werden Rahmenbedingungen so kindgerecht wie möglich gestaltet. Ein Hocker im Badezimmer gehört heute zur Standard-Ausstattung. Auch beliebt: Der Kinderspiegel – neben einer praktischen Hilfestellung zur Selbstwirksamkeit sorgt dieser für Spaß und Unterhaltung.
Im Gegensatz zu den beiden flexiblen „Klassikern“ scheinen fest installierte Kinderwaschbecken oder -toiletten keine ernsthafte Option zu sein. In KiTas bringen die Miniatur-Bäder viele Vorteile (von Eltern und Fachpersonal sehr geschätzt). Im privaten Gebrauch machen hohe Kosten, großer Aufwand und Platzbedarf ein solches Angebot unattraktiv.
Offener sind Eltern, wenn es um smarte Gadgets zur temporären Verwendung geht. Quelle Ein Beispiel ist die Playbrush: Quelle Eine smarte Kinderzahnbürste mit integrierter App. Sie unterstützt Kinder, eine gute und spaßige Zahnpflege-Routine zu entwickeln. Bietet Eltern eine Option, mit der sie Kinder einfach zur alltäglichen Pflege motivieren können. Rational werden Eltern über Produktvorteile aufgeklärt, während eine emotionale Tonalität darauf abzielt, zu begeistern. Ein Beispiel, das aufzeigt, wie Technologie für pädagogische oder gesundheitsfördernde Zwecke einsetzbar ist. Trotz attraktivem und wachsendem Angebot von smarten Gadgets fällt auf, dass nur wenige diese bereits zu einem Bestandteil des Badezimmers gemacht haben.
Wichtig zu verstehen ist: Eltern vertrauen beim Thema Pflege besonders auf ihr eigenes, bestehendes Wissen. Sie fühlen sich dabei sogar sehr sicher – was eine positive Nachricht ist. Marken mit innovativen Ansätzen haben die Aufgabe, Eltern aktiv anzusprechen, ihr Wissen und ihre Möglichkeiten proaktiv zu erweitern. Schafft es eine Marke Eltern zu überzeugen, besteht Potenzial, durch Word-of-Mouth schnell an Reichweite zu gewinnen.
Mehr als „nur” Pflege
Tägliche Routinen im Badezimmer gehen – sowohl für Eltern als auch für Kinder – über reine Körperpflege hinaus. Für Eltern bedeutet die Pflegeroutine:
1. Einen routinierteren Start in den Tag und Abschluss des Tages
2. Vorsorge für eine gesunde Entwicklung des eigenen Kindes
3. Kontrolle des Gesundheitszustandes des Kindes
Fragt man 8- bis 15-Jährige direkt, bestätigen auch sie die Wichtigkeit der eigenen Körperpflege. 87 Prozent geben an, dass Körperpflege und Hygiene ihnen sehr wichtig sind. Für sie ist das Thema eng verknüpft mit dem eigenen Aussehen, was für sie bereits in dieser Altersklasse wirklich Bedeutung hat. Die Tweens legen bei ihrer Badezimmer-Routine großen Wert auf ihre Haare. Außerdem sind ihnen gepflegte Zähne sowie ihr Hautbild wichtig.
Spaß im Badezimmer? Na ja.
Wer sich zu dem Rückschluss verleiten lässt, dass Pflegeroutinen in Familien harmonisch und unkompliziert ablaufen, der liegt leider falsch. Wahrscheinlich haben einige von euch, die selbst Eltern sind, eben schon energisch mit dem Kopf geschüttelt. Nur weil die Körperpflege Eltern und den Alphas wichtig ist, bedeutet das längst nicht, dass es einfach ist, diese durchzuführen. 78 Prozent der Eltern beschreiben die Stimmung im Badezimmer am Morgen regelmäßig als angespannt oder sogar gestresst. Good News: Am Abend läuft alles deutlich entspannter ab. Die Vermutung liegt nahe, dass der Faktor Zeit hier eine entscheidende Rolle spielt.
Tendenziell kann man sagen, dass die Badezimmer-Situation mit fortgeschrittenem Alter (und größerer Selbständigkeit) des Kindes für die Familie entspannter wird. Im Gegensatz dazu zeigen unsere Ergebnisse, dass Desinteresse und Langeweile in die Routine von Tweens Einzug erhalten. Während es also in Familien mit kleinen Kindern darum geht, die Eltern bei der Etablierung von gesunden Routinen zu unterstützen, kommt es später darauf an, die Kinder selbst bei Laune zu halten und zu motivieren. Beinahe unnötig zu erwähnen, dennoch entscheidend: Diese Motivation muss an die Welt der dauerhaft unterhaltenen Alphas angepasst sein.
Die Abläufe im Badezimmer
Aus unserer Befragung lassen sich zunächst zwei übergreifende Erkenntnisse ableiten:
1. Routine ist bei der Körperpflege sehr willkommen (96 Prozent der Eltern stimmen zu) – trotz des lauten Schreis nach Flexibilität in nahezu allen Lebensbereichen
2. Es gibt große Ähnlichkeiten bei den Abläufen im Badezimmer. Und das obwohl sich die Familie heute diverser definiert als je zuvor:
Mütter begleiten die Alphas in das Badezimmer
80 Prozent teilen sich das Badezimmer zuhause mit der ganzen Familie. Mehrheitlich sind es jedoch die Mütter, die ihre Kinder zur täglichen Routine in das Badezimmer begleiten. Das ist unabhängig davon, ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen ist. Väter sind etwas weniger involviert: Bei den 2–6-Jährigen ist etwa jeder 3. mit im Badezimmer, bei den 11 - 15-Jährigen begleitet nur noch jeder 4. Die Gründe für diese Konstellation im Badezimmer sind:
1. Funktionalität
2. Wunsch des Kindes (wichtiger bei jüngeren Kindern)
3. Tagesablauf der Familie
Katzenwäsche am Morgen, ausführliche Routine am Abend
Betrachtet man die durchgeführten Maßnahmen und deren Regelmäßigkeit zeigt sich: am Morgen muss es schnell gehen. Es werden die Haare gekämmt, das Gesicht gewaschen, eingecremt und die Zähne geputzt. Vielleicht nicht neu, aber es wird die Zahnärzt:innen da draußen freuen: Das Zähneputzen findet bei so gut wie allen Kindern morgens und abends statt.
Die Abendroutine fällt dafür aufwändiger aus. Hier ist die Stimmung entspannter und das Zeitfenster größer. Entsprechend wird am Abend geduscht, gebadet, die Haare werden gewaschen und der Körper eingecremt.
Mit höherem Alter steigt die Regelmäßigkeit des Duschens, während die Anzahl der Badegänge abnimmt. Parallel dazu cremen sich Kinder über 11 Jahren deutlich seltener ein als zuvor. Dahinter lässt sich eine weniger engmaschige Kontrolle der Eltern vermuten.
13 Minuten Badezimmerzeit am Morgen, 20 Minuten am Abend
Was die vorausgegangene Beschreibung der Maßnahmen bereits andeutet, zeigt der Zeitbedarf Alphas im Badezimmer: Am Morgen werden durchschnittlich 13 Minuten benötigt, abends mit durchschnittlich 20 Minuten etwas mehr.
Medienkonsum im Badezimmer – für Alphas mehrheitlich normal.
Ein Radio im Badezimmer ist für viele nichts Neues. Tatsächlich gehört es schon fast zur täglichen Routine. Ein bisschen Musik zum Wachwerden kann den meisten am Morgen kaum schaden. Das bestätigt sich auch in unserer Umfrage, die zeigt, dass in dem Großteil der Familien ein Konsum von Audio-Formaten im Badezimmer stattfindet: Musik, Radio und Hörspiele.
Interessant wird es beim Thema Smartphone. Jedes 2. Kind zwischen 8 und 15 Jahren gibt an, dieses im Badezimmer bei sich zu haben. Wofür es genutzt wird? Um Musik zu hören (66 Prozent), in den sozialen Medien unterwegs zu sein (52 Prozent) oder auch um Videos zu schauen (47 Prozent). Statt Hintergrund-Begleitung der täglichen Pflegemaßnahmen lässt sich da wohl eher von einer Ablenkung sprechen – die aus 2 Minuten effektivem Zähneputzen auch einmal 10 Minuten auf der Zahnbürste kauen werden lässt.
Dennoch werden von den Alphas auch Inhalte konsumiert, welche Pflegeroutinen von Influencer:innen zeigen. Einige Eltern sehen dies als sehr kritisch an (26 Prozent). Tatsächlich zeigt sich hier eine Entwicklung, die auch Gefahren mit sich bringt. Genaueres erläutern wir in unserem vorausgegangenen Blogartikel „Vorsorge statt Nachsorge”.
Kinderprodukte? Gerne doch!
68 Prozent der Eltern kaufen gerne spezifische Kinderprodukte, wenn es um Pflege, Hygiene oder auch Schönheit geht. Entsprechend finden sich heute einige Produkte in den Schränken der Familienbäder, die nur für Kinder gedacht sind:
Zahnbürste & Zahnpasta (82 Prozent), Shampoo (76 Prozent), Duschgel (68 Prozent), Sonnencreme (56 Prozent), Badezusätze (52 Prozent) oder auch Gesichtscreme (45 Prozent).
Produkte werden überwiegend geplant gekauft: als Teil des Wocheneinkaufs oder sogar gezielt in einem monatlichen Sondereinkauf. Besonders spannend mit dem Blick auf Marketingstrategien: Die Alphas haben bereits früh Einfluss auf die Kaufentscheidung. Sie sind im Alter zwischen 7 und 10 Jahren bei mehr als der Hälfte (52 Prozent) aller Kaufentscheidungen (Pflegeprodukte fürs Kind) beteiligt. Bei 11-15-Jährigen sind es bereits 57 Prozent, die mitentscheiden und weitere 14 Prozent, die ihre Produkte für die Körperpflege ganz allein auswählen.
Gespart wird hier nicht: 72 Prozent der Eltern sind dazu bereit, mehr Geld für Pflegeprodukte auszugeben. Man könnte sagen, plus 5 Prozent werden in der Preisgestaltung erwartet. Für mehr als die Hälfte sind 10 Prozent akzeptabel – schließlich geht es um die Gesundheit und auch das Aussehen ihrer Kinder.
Abschluss
Für Eltern und Kinder gehören die Abläufe im Familienbad heute zu den wichtigsten Bausteinen für ein gesundes Aufwachsen. Eine frühe Prägung von Gesundheitsbewusstsein, Selbstachtung und Vorsorge. Die Ergebnisse unserer Umfrage verschaffen einen grundlegenden Eindruck über frühe Pflegeroutinen der Alphas: Sie werden zur Selbstständigkeit erzogen und sind an Strukturen und Regelmäßigkeiten gewöhnt. Ihre Eltern sorgen für beste Rahmenbedingungen, versuchen Freude an Pflegeroutinen, ein gesundes Körpergefühl und Sicherheit zu vermitteln.
Insights, die aus Kommunikations-Perspektive direkt genutzt werden können: Unnötig scheinen nach unserer Betrachtung Belehrungsmaßnahmen. Was es wirklich braucht? Ein zeitgemäßes Verständnis für alle Beteiligten und vor allem wertschaffende Angebote. Wert sehen Eltern darin, die Routine einfach, spaßig und mit Wissen aufgeladen zu vermitteln. Denn auch wenn die Alphas, dank ihrer Selfcare-ambitionierten Eltern, früh und bedacht an gesunde Gewohnheiten herangeführt werden: Kinder bleiben Kinder. Pflegemaßnahmen sind langweilig und machen (oft) keinen Spaß. On top wirken äußere Impulse auf die Alphas ablenkend oder können eigene Gewohnheiten negativ – wenn nicht sogar gefährlich –beeinflussen. Eine neue Herausforderung, die Familien heute sogar in die bisher geschützte Zone des Badezimmers begleitet.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass trotz modernem Familienbild und flexibler Dynamik des Alltags, im Badezimmer an Routine und Struktur festgehalten wird. Für Kommunikationsstrategien gibt der Aufschluss über passende Ansprachen und rechtfertigt das breite Anlegen von Kampagnen.