RESEARCH
By
Jessica
Früher war alles klar geregelt: Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Drei Hauptmahlzeiten strukturierten den Tag im deutschsprachigen Raum und im Familienalltag.
Snacks? Eine süße Belohnung oder schnelle Lösung bei Heißhunger. Kindern wurde der Konsum der tendenziell ungesunden Zwischenmahlzeiten so gut es ging eingeschränkt. Sie sollten den Hunger für die großen Mahlzeiten und etwas „Richtiges“ zu Essen aufsparen. Auch die Anweisung „Zum Abendessen bist du zu Hause“ war – zumindest meistens – akzeptiert und war sinnvoll, denn gemeinsame Mahlzeiten waren lange der zentrale Treffpunkt im Familienleben. Individuelle Vorlieben oder Abneigungen haben dabei oft eine untergeordnete Rolle gespielt. Aus heutiger Sicht klingt das steif und verstaubt, obwohl es gar nicht so lange her ist. Kein Wunder, es hat sich seitdem einiges verändert.
Die Moderne Esskultur
Wir erleben die Erosion der Mahlzeiten, den Übergang von einer traditionellen zu einer modernen Esskultur. Gesellschaftliche Megatrends bilden den Ursprung für den Wandel unserer Esskultur. Der moderne Weg der Nahrungsaufnahme passt sich an, an einen dynamischen Alltag, an flexible Tagesabläufe und die Individualisierung von Lebensstilen. Quelle
Essens-Strukturen, welche Stabilität und Sicherheit gegeben haben, wurden getauscht gegen Freiheit, Flexibilität und Individualität. Die Etablierung der modernen Esskultur verlangt im Gegenzug ein höheres Involvement des Individuums (zumindest dann, wenn auf gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet wird). Entscheidend ist auch, wie der Snack-Begriff sich im Wandel neu definiert hat: Snacks sind nahrhafter, gesünder und vielfältiger geworden.
„Jedes Lebensmittel, jede Speise kann zu einem Snack werden. Und jede Speise kann an einem Tag ein Snack sein, an einem anderen eine Mahlzeit.“ Hanni Rützler Quelle
Gewohnheit für Generation Z, Normalität für die Alphas
Leben mit Snacks und Mini-Mahlzeiten: Was für viele Erwachsene eine bewusste Veränderung ist, gehört für Generation Z zur Alltags-Normalität und ist das, was Generation Alpha von klein auf lernt. Dafür muss man wissen, dass die grundlegende Prägung von Essverhalten in der frühkindlichen Phase stattfindet – etwa bis zum vierten Lebensjahr. Quelle Wir leben heute mitten im gesellschaftlichen Transformationsprozess. Während wir also alle in einem (mehr oder weniger) stabilen Gerüst aus traditionellen Mahlzeiten groß wurden, sind Alphas die Ersten, welche mit der modernen Esskultur aufwachsen. Sie haben die offizielle Erlaubnis, jederzeit und überall zu essen. Sie sehen ständig, wie andere Kinder und Erwachsene essen. Snacks sind omnipräsent und decken diverse Geschmacksprofile und Bedürfnisse ab, die weit über den Hunger selbst hinaus gehen.
Einmal durch die Kindheit gesnacked
Bio-Riegel (gerne auch mit Eisenzusatz) als zweites Frühstück, Bananenchips zur Unterhaltung im Fahrradanhänger und selbst gemachte Brokkoli-Taler für die gesunde Mittagspause in der Kita. Alphas wachsen in einem Schlaraffenland auf – wenn es um die Nahrungsaufnahme geht. Für jeden Geschmack, für alle Entwicklungslevel und für jedes individuelle Bedürfnis findet sich das richtige Rezept oder direkt das passende Produkt in den vollen Regalen unserer Supermärkte. Der junge Snacking-Alltag bringt einige Vorteile für Kinder, Eltern und Familien. Zum Beispiel nimmt es Stress, die ganze Familie pünktlich am Esstisch zu vereinen und ein Gericht auf den Tisch zu zaubern, was allen schmeckt.
Die Omnipräsenz von Essen im Alltag birgt auch Nachteile: Für Eltern die Aufgabe, immer und überall einen Snack bereitzuhalten, für Kinder die Gefahr von unkontrolliertem Essen und ungesunden Gewohnheiten.
Die Snack-Liebe unserer Gesellschaft wächst immer weiter (das Angebot ist ja auch verlockend), aber so kinderleicht, wie sich das Durch-den-Tag-Snacken anhört, ist es nicht. Umso wichtiger, dass Wegbegleitende, Marken und Bildungseinrichtungen sich die Veränderungen in der Esskultur bewusst machen, um Kinder auf ihrem Weg zu einem gesunden und ausgewogenen Alltag begleiten zu können.
Fünf Veränderungen, die den Ernährungsalltag der Alphas & ihrer Familien prägen
Familienerlebnis statt Routine
Für viele Eltern bedeutet ein gemeinsames Essen unter der Woche erst mal Stress. Häufig scheitert es sogar, da sie nicht zur selben Zeit wie das Kind zu Hause sind. Quelle Feste Essenszeiten und der Familientreffpunkt am Esstisch sind kein alltäglicher Standard mehr und machen Familienmahlzeiten damit zu einem kleinen Erlebnis, was häufig auf das Wochenende gelegt wird. Auch das gemeinsame Kochen hat nach der Corona-Pandemie an Beliebtheit gewonnen. Quelle Sich Zeit für die Zubereitung und das gemeinsame Essen zu nehmen, stärkt nicht nur die Familienbindung, sondern kann zu einer guten Beziehung zu Lebensmitteln und Nahrungsaufnahme beitragen. Besonders für Kinder ist es eine gute Möglichkeit, beim Kochen mitzuhelfen und dadurch spielerisch den Umgang mit Lebensmitteln zu erlernen. Lebensmittel mit allen Sinnen erfassen – das macht Kindern Spaß und hilft ihnen, die kulinarische Welt für sich zu entdecken. Quelle
Sich mit Snacks gesund und ausgewogen zu ernähren, muss gelernt sein. Viele Eltern der Alphas übernehmen hier Verantwortung aber nicht alle haben das Wissen, die Zeit und Möglichkeiten, ihren Kindern genau das mitzugeben. Die moderne Esskultur ist das, womit Unternehmen, Marken und Bildungsanbieter sich auseinandersetzen müssen, um Alphas und ihre Wegbegleiter im Kontext Ernährung zu begleiten. Die Erosion der Mahlzeiten bedeutet mehr als eine Neustrukturierung des Alltags. Sowohl in Kommunikation als auch in der Konzeption von Produkten, Aufklärungskampagnen oder Bildungsinhalten spezifisch für Kinder und Familien ist das Verständnis über die moderne Esskultur Grundvoraussetzung.